Georg Grimm sen.

Steinbildhauermeister
*1876 + 1947

1919 | Firmengründung in schwerer Zeit

Die gute Auftragslage in der bayrischen Provinzhauptstadt hält die Bildhauerfamilie Grimm länger als geplant in Speyer. Georg, der älteste Sohn Kaspar Grimms, heiratet vor der Jahrhundertwende Johanna Vögeli aus Speyer. Der erste Nachkomme ist Georg jun., der 1900 in der Fischergasse auf die Welt kommt, im Sommer 1905 wird Sohn Otto geboren. 

Arbeitete Georg Grimm bisher an wechselnden Großbaustellen und in unterschiedlichen Konstellationen, so wollte der Steinbildhauermeister nun einen festen Betriebsstandort mit großer Werkstatt, um auch für private Auftraggeber besser erreichbar zu sein.

Der Erste Weltkrieg hatte bereits begonnen,  als der Steinhauer- und Bildhauermeister in der Kaiser-Friedrichstraße / Ecke St. Klara-Klosterweg von der Bürgerhospital-Stiftung ein Grundstück für ein Wohnhaus mit Werkstatt erwirbt. Das am damaligen Stadtrand gelegene Grundstück – einst stand hier das „Wormser Türmchen“  wurde auch im Hinblick der Expansionsmöglichkeiten gewählt.

In der Lage zwischen dem alten Friedhof (heute Adenauer-Park) und dem neu angelegten Friedhof in der Wormser Landstraße sah Georg Grimm ebenfalls einen Vorteil, denn nach wie vor nutze man für die Trauerfeiern die Gotische Kapelle und zog die Trauergemeinde mit dem Sarg zum weit außerhalb der Stadt gelegenen Friedhof – dann musste man just an Georg Grimms zukünftiger Werkstatt vorbei.

 

Die Pläne aus dem Jahr 1915  zeigen ein staatliches, dreistöckiges Eckhaus mit hohem Walmdach. Zwar ging man noch zu Anfang des Großen Krieges von einer kurzen Dauer aus, trotzdem wundert man sich heute über den großen Optimismus, mit dem Georg Grimm dieses Vorhaben inmitten des Krieges realisieren wollte.

Der Traum von der Bildhauerwerkstatt im eigenen Haus rückt allerdings bald wieder in die Ferne: auch Georg Grimm wird zum Kriegsdienst in Frankreich eingezogen.Trotz aller Wirren gelingt es ihm trotzdem, mitten im Krieg den Neubau eines stattlichen Wohnhauses mit Werkstatt zu bewerkstelligen. Die von Georg Grimm verewigte Inschrift über der Eingangstür des Wohnhauses gibt noch heute davon Zeugnis. 

Georg Grimm muss geahnt haben, dass die Zeit für große Aufträge in der Kleinstadt Speyer nach der Katastrophe des „Großen Krieges“ für lange Zeit vorbei ist. Zwar gehört die Pfalz immer noch zu Bayern, aber die ferne Hauptstadt hat nun andere Prioritäten.

So zieht sich auch die Gründung des eigenen Betriebes dahin – erst am 14. März 1919 empfiehlt sich Georg Grimm mit seinem „Grabsteingeschäft“ der werten Kundschaft.

 

1923 | Den Toten zur Ehr

Es ist die Zeit der Ehrenmale für die Gefallenen des Großen Krieges. Vielerorts besteht der Wunsch, den toten und vermissten Söhnen ein würdiges Denkmal zu errichten. Georg Grimm liefert zuverlässig handwerklich qualitätvolle Arbeiten, darüber hinaus sind diese Mahnmale auch ihm, dem unverwundet heimgekehrten Kriegsteilnehmer, eine innere Herzensangelegenheit. Viele Gedenksteine in den Gemeinden um Speyer kommen aus der Werkstatt Grimm. 

 

Georg Grimm wird inzwischen bereits unterstützt von seinem Sohn Otto, auf den Fotos mit Lehrling Heinrich Deckert bei der Arbeit am Mahnmal für die Gemeinde Hahnhofen.

Neben den Ehrenmalen sind es in erster Linie Grabsteine, die Georg Grimms Werkstatt verlassen und mit dem Handkarren zum neuen Friedhof gebracht und aufgestellt werden. Nach den Nachkriegswirren musste die Hyperinflation 1923/24 überwunden werden, an die sich ab 1929 die Weltwirtschaftskrise anschloss – für die Bevölkerung und auch das Steinmetzhandwerk eine schlimme Zeit. Im Inflationsjahr 1923 war nach langer Krankheit Georgs Frau Johanna gestorben, seine neue Frau betreibt im Haus nun ein Lebensmittelgeschäft, um mit einer zusätzlichen Einnahmequelle die Haushaltskasse aufzubessern.  

Sohn Otto Grimm arbeitet bis Ende der 20er noch weiter als Geselle im väterlichen Betrieb. Aber er hat andere Pläne, er möchte – sehr zum Kummer seines Vaters – der Enge der väterlichen Werkstatt entfliehen – und geht nach nach Aschaffenburg, wo er die Meisterschule besucht. 

Georg Grimm sen. betreibt sein Grabsteingeschäft auch noch über die schwere Zeit des II. Weltkriegs. Sein Sohn kommt erst nach dem Krieg wieder zurück und übernimmt im ersten Nachkriegsjahr den Betrieb seines Vaters. Im folgenden Jahr 1947 verstirbt Georg Grimm im Alter von 71 Jahren.