Handwerk ist immer Werk der Hände. Aber vom Geist der Seele befreit ist es eine wahre Befriedigung des Herzens“

Otto Grimm

Steinbildhauermeister
1905 -

Seinen Lehrmeister findet der 1905 in Speyer geborene Otto Grimm in seinem Vater Georg, bei dem er auch nach seiner Gesellenzeit arbeitet.

1930 legt er in Aschaffenburg seine Meisterprüfung ab und spezialisiert sich als Steintechniker. Inzwischen hat im Steinmetzhandwerk – bedingt durch die architektonischen Vorlieben der Machthaber des III. Reiches und des Reichsbauministers Albert Speer  – ein neuer Bauboom mit natürlichen Baustoffen eingesetzt.  In den Folgejahren arbeitet Otto Grimm in Nürnberg als Steinmetztechniker  für die „ARGENaturstein“ u.a. bei Arbeiten am Reichsparteitagsgelände. Später bezeichnet er diese Zeit als wertvolle Erfahrung mit Großprojekten. 

Wie Vater Georg ein Jahr nach dem I. Weltkrieg den Betrieb gründet, übernimmt Sohn Otto in schwerer Zeit und ein Jahr nach dem II. Weltkrieg die Verantwortung für die Firma.

Otto  unter den kritischen Augen seines Vaters Georg Grimm (lks.) ca. 1930

1946 | Übernahme des elterlichen Betriebs durch Otto Grimm

Nach dem Kriegsende 1945 lag die Wirtschaft Deutschlands darnieder. Davon betroffen war insbesondere das Steinmetzhandwerk, bei dem in den ersten Jahren nach dem Krieg ausschließlich Grabmale in Auftrag gegeben wurden. 

Otto Grimm gelingt es nach der Währungsreform trotzdem, mit bildhauerischen Arbeiten dem Schwerpunkt der Firma auch wieder eine künstlerische Ausrichtung zu verleihen. Auch um den Kunden Beispiele seines künstlerischen Anspruchs zu demonstrieren, gibt er sich auch gerne selbst einen Auftrag.  Ein schönes Beispiel hierzu ist noch heute im Sandsteinfries um den Hauseingang des Firmensitzes zu sehen. In Zusammenarbeit mit dem damals in Speyer bekannten Holzbildhauer Karl Wex  gestaltete Otto Grimm 1952 eine Serie von Reliefs, die die unterschiedlichen bildhauerischen Tätigkeiten zum Thema haben.

Mit viel Liebe zum Detail wurden vom Steinbrechen bis zum Polieren der fertigen Arbeit alle Zwischenschritte dargestellt, die bei der vielfältigen Bildhauerarbeit anfallen. 

Mit diesem Entree, aber auch mit weiteren Kostproben seines handwerklichen Könnens, mit denen er effektvoll die Hausfassade belebt, gelingt es ihm, auf das weite Spektrum seiner Firma zu verweisen.   

1953 | Wiederherstellung der Barocktreppe in Rheinzabern

Otto Grimm versteht sich auf Großbaustellen – seine Erfahrungen aus Nürnberg weiß er geschickt in der Region einzubringen. Grabsteine und Ehrenmale werden zwar auch noch in seiner Werkstatt gefertigt, er verlagert seinen Tätigkeitsbereich aber mehr auf interessante Projekte, bei denen er seine logistischen und steintechnischen Fähigkeiten  einsetzen kann.

Eine der ersten großen Aufträge ist die Wiederherstellung der barocken Treppenanlage in Rheinzabern. Das markante Baudenkmal gibt noch heute dem Ortsensemble seine charakteristische Note.

1957-1960 | Steinarbeiten an der Galerie des Altpörtels

Als gegen Ende der 1950er Jahre die baulichen Schäden am imposanten „Altpörtel“ offensichtlich werden, der Stadtturm in der Presse als dunkel und „verwittert“ beschrieben wird, beauftragt man Otto Grimm mit der Restaurierung der Galerie unter dem Dachhelm. Das oberste Geschoss der umlaufenden Galerie mit spätgotischem Maßwerkbrüstung und Arkadenbögen war eine späte Zutat, die erst um 1514 hinzugefügt wurde, in den vergangenen Jahrhunderten aber keine Generalsanierung erhalten hatte. 

Rund 33 Maßwerkteile, Pfeiler, Rundbögen und andere Bauteile aus widerstandsfähigerem Sandstein aus dem fränkischen Jura müssen komplett neu hergestellt und ausgetauscht werden. Als versierter Steintechniker konstruiert Otto Grimm für die zierlichen Pfeiler und Arkadenbögen ein stählernes, inneres Gerüst, was die lastenden Kräfte auffängt und zur Verfestigung und zur Aussteifung gegen den Winddruck eingesetzt wurde.Die Arbeiten – z.T. in luftiger Höhe – sind sehr aufwändig und dauern über drei Jahre.

1953-1966 | Maßwerke, Fialen und Kreuzblumen für die Gedächtniskirche

Nach sechzig Jahren zeigen sich auch an der Gedächtniskirche gravierende Mängel, die auf den beim Bau verwendeten Sandstein aus dem Elsaß zurückzuführen sind. Außerdem waren Eisendübel verwendet worden, deren Rostfraß den Stein sprengte.

Otto Grimm wurde mit den notwendigen Steinmetz- und Sanierungsarbeiten betraut. Bereits seine Vorfahren hatten vor sechzig Jahren an diesem Gotteshaus gearbeitet, – eine besondere Herausforderung für den Steinmetzmeister.

In 13 Jahren fertigte Otto Grimm – in den letzten Jahren bereits unterstützt durch seinen Sohn Gerhard – über 200 Fialen, Maßwerke, Ecksteine und Kreuzblumen. Je nach Größe des zu bearbeitenden Steins und Schwierigkeit des Objekt kamen zwischen 120 bis 200 Arbeitsstunden pro Stück zusammen.

Verwendet wurde ein widerstandsfähiger Sandstein aus dem Raum Heilbronn, die ursprünglich verwendeten Eisendübel wurden durch nichtrostende Messingdübel ersetzt, die Fugen mit Kalkmörtel ausgefüllt.

Auf dem 60m hohen Gerüst in der Kirche verblüffte Jungmeister Gerhard Grimm durch seine ausgeprägte Geschicklichkeit seiner linken Hand. Vor Ort war es ihm so möglich auch komplizierte Ausbesserungsarbeiten durchzuführen, die normalerweise nur durch einen kostspieligen Ausbau möglich gewesen wäre.

 

Otto Grimm | Steinkünstler und "Motor der Inspiration"

Kunst und Handwerk kommen sich im Steinmetzberuf so nah wie seltenen in einem anderen Beruf. Otto Grimm ist sowohl begabter Künstler wie auch versierter Techniker. Grundsätzlich ist er allen Facetten seines schöpferischen Berufs aufgeschlossen. Er versteht es kongenial, Entwürfe befreundeter Künstler in Stein umzusetzen, er liebt aber auch das kreative Entwerfen, Skizzieren und Modellieren, die seinen Arbeiten in Stein vorausgehen. 

Beispiele seines künstlerischen Anspruchs sieht man z.B. bei der Gestaltung des Flüchtlingsgedenkstein der Donaudeutschen oder in der Steinmetzfigur am Grimmschen Haus
(nach seinem maßstäblichen Modell ausgeführt von Sohn Gerhard)

Auch die Gestaltung handwerkgerechter und künstlerisch anspruchsvoller Grabstätten liegt ihm am Herzen. Durch Ausstellungen auf dem Friedhof und Lichtbildervorträge versucht er, Maßstäbe für geschmackvolle Grabdenkmäler zu setzen.  Als Vertreter der vorderpfälzischen Steinbildhauer wirbt er für helle, handwerklich bearbeitete Grabsteine, die sich wohltuend von den polierten, schwarzen Grabsteinen mit eingravierter Goldschrift abheben.

Als Obermeister der Bildhauer- und Steinmetzinnung Vorderpfalz kümmert sich Otto Grimm auch um die Heranbildung des beruflichen Nachwuchses. Immer wieder weist er in der Presse auf die Bedeutung des Steinbildhauerberufs hin, muss sich aber eingestehen, dass es immer schwieriger wird, geeignete junge Menschen für eine Ausbildung in diesem jahrtausendealten Handwerk zu begeistern. Es ist ihm ein Bedürfnis, immer wieder auf die kreativen, schöpferischen Seite des Steinmetzhandwerks zu verweisen.

Regelmäßig finden in seiner Werkstatt auch die mehrtägigen Gesellenprüfungen für die Pfalz statt und er „wirke dabei wie der Motor der Inspiration und des dauerndem Vorwärts“, wie die Presse es formuliert. Auf seine Initiative hin wird 1970 die Kurpfalz-Gilde gegründet, ein Zusammenschluss von Kollegen des kurpfälzischen Raums, denen ein kreativer Austausch von Ideen und Anregungen wichtig ist und die sich zu Symposien treffen. 

1967 | Leistungsabzeichen für hervorragende Arbeiten

Für hervorragende handwerkliche Arbeit wurde der Firma Otto Grimm das Leistungsabzeichen des Deutschen Steinmetz-, Stein- und Bildhauerhandwerk für die Jahre 1967 bis 1970 verliehen. Bundesinnungsmeister Hugo Uhl überreichte Steinmetzmeister Otto Grimm die Urkunde bei einer Feierstunde in Mainz im Kurfürstlichen Schloss. Das Leistungszeichen wird nur für eine bestimmte Zeit verliehen und muss durch neu eingereichte Arbeiten immer wieder neu verdient werden.

1969 | Bildhauerei Otto Grimm feiert 50 jähriges Firmenjubiläum

Genau auf den Tag, 50 Jahre nach der Firmengründung durch seinen Vater Georg, konnte Otto Grimm am 1. März 1969 zum Firmenjubiläum eine Vielzahl von Gratulanten in seiner Werkstatt begrüßen. So schrieb die Presse:

„Der Steinmetzbetrieb Grimm, der diesem Handwerk in den vergangenen Jahren viele neue Impulse gab und dessen kunstvoll gestalteten Grab- und Kriegerdenkmäler, Gedenksteine, Brunnen und Treppenanlagen aus Naturstein weit über die Grenzen der Domstadt zu bewundern sind, beging sein 50jähriges Jubiläum …
In schwerster Nachkriegszeit übernahm Otto Grimm, heute Obermeister der Steinmetzinnung Speyer, Neustadt, Ludwigshafen den Betrieb. Gutes handwerkliches und künstlerisches Können ließen den Betrieb trotz schwerer Zeit gesund heranwachsen. So war 50 Jahre nach der Gründung ein stolzer Rückblick möglich, aber auch ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft, denn
Gerhard Grimm, der Enkel des Gründers, hat seinen Meister gemacht und wird den Betrieb in der dritten Generation weiter führen.“

1971 | Otto Grimm übergibt den Steinmetzbetrieb an Sohn Gerhard

25 Jahre führte Otto Grimm den vom Vater 1946 übernommenen Betrieb. Zwei Jahre nach dem 50jährigen Bestehen des Betriebs legt er 1971 Hammer und Meißel offiziell aus der Hand. Sein Sohn Gerhard wird die Werkstatt nun weiter führen.