Wie die GRIMMs nach Speyer kamen

Ein Ausflug in die Geschichte

Der Weg der Steine ....

Großbaustellen zogen schon immer die Fachleute der Steinbearbeitung an. So war es schon vor tausend Jahren, als Steinmetze  aus ganz Europa nach Speyer kamen, um am größten Bauwerk der damaligen Welt zu arbeiten. Ganze Bauhütten zogen in Europa damals von Kathedralbau zu Kathedralbau. Beibehalten wurde dies auch, als Hochadel und Patritzier durch Repräsentationsbauten ihrem Machtanspruch Geltung verliehen.  

Nach dem Mittelalter führte die  traditionsbewußte Steinmetzzunft zudem ein, dass sich Gesellen als Teil ihrer weiteren Qualifikation auf die Wanderschaft  begeben mussten und so – auf der „Walz“ als „ehrbare“ Wandergesellen – ihren beruflichen Erfahrungshintergrund erweiterten. 

So war die berufliche Mobilität  fester Bestandteil des Berufsbildes der Steinmetz- und Steinbildhauerzunft, der letztlich auch die ursprünglich im Odenwald beheimateten Grimms nach Speyer führte.

Große Projekte lockten...

Der Weiler Zipfen im Odenwald entstand im 18. Jh. als Ansiedlung bayerischer Steinbrecher, die in den umliegenden Basaltsteinbrüchen ihren Lebensunterhalt verdienten. Hierzu gehörten auch die Vorfahren der Grimms. Nach der Familienüberlieferung betrieb man einen eigenen Steinbruch und da die Grimms zudem über handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügten, spezialisierte man sich auf die präzise Bearbeitung und künstlerische Gestaltung von Natursteinen. Das Wissen und Fertigkeiten wurden vom Vater auf die Söhne übertragen – so wie es Steinmetzmeister Kaspar Grimm tat, der Ende des 19. Jahrhunderts drei Söhne in seinem Betrieb ausbildete und mit dieser Truppe auch in der Lage war, größere Aufträge anzunehmen. 

So gelangte der Steinmetz Kaspar Grimm auf der Suche nach Arbeit im 19. Jahrhundert mit seinen Söhnen Georg, Peter und Josef mit Zwischenstationen in die Pfalz nach Speyer … 

Der Ottheinrich-bau im Heidelberger Schloss

Auf der Suche nach interessanten Aufträgen agierten die Grimms aus dem Weiler Zipfen auch im weiteren rechtsrheinischen Gebiet und kamen auch bis an den Neckar, wo sie an den umfangreichen Arbeiten am Heidelberger Schloß beteiligt waren.   In der historischen Aufnahme von 1898 erkennt man im weißen Hemd den späteren Firmengründer Georg Grimm mit Arbeitskollegen im Schlosshof vor dem Ottheinrich-Bau.

Nach dem Sieg über Frankreich und der Gründung des Deutschen Reichs 1871 sollte die nationale Größe Deutschlands auch in seinen mächtigen Bauwerken sichtbar werden. In diesem Zusammenhang wurde die Restaurierung des – durch die Franzosen zerstörten – Heidelberger Schlosses zu einer nationalen Aufgabe.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit umfangreiche Arbeiten am Heidelberger Schloss begonnen. Nach anfänglichen Maßnahmen, die einen Komplettaufbau der Ruine vorsahen und einem Neubau gleich gekommen wären, wurde nach heftiger Debatte unter den Fachleuten eine behutsame Bestandsicherung durchgeführt. Der Kunsthistoriker Georg Dehio prägte damals den richtungsweisenden Satz: „Konservieren, nicht restaurieren!“.

Die Ergebnisse dieser Debatte, die als der „Heidelberger Schlossstreit“ in die Geschichte eingegangen sind, prägten die Prinzipien der Bewahrung historischer Bauwerke nachhaltig.

Bauteile wurden im Wesentlichen nur durch noch erhaltene Originalteile ergänzt – allein dies war schon eine Mammutaufgabe, war doch die Schlossruine über Jahrhunderte als Steinbruch verwendet worden!

Die Großherzogliche badische Regierung finanzierte den gewaltigen Aufwand mit einem für damalige Verhältnisse gigantischen Geldbetrag – und förderte so die spezialisierten Handwerksbetriebe im weiten Umkreis.

Steine vom Odenwald für große Bauvorhaben in Speyer

Anfangs lieferten die Grimms aus dem Odenwald nur Steine vom eigenen Steinbruch  nach Speyer. Die bayrische Provinzhauptstadt in der Pfalz erlebte Ende des 19. Jahrhunderts einen unglaublichen Bau-Boom und die Bildhauerfamilie Grimm fand hier auch interessante Aufträge, so dass Kaspar Grimm und seine drei Söhne zeitweilig ganz in Speyer blieben und arbeiteten. Sie wurden so Zeugen und Mitakteure bei einer der städtebaulich interessantesten Epochen der Speyerer Stadtgeschichte.

Gedächtniskirche der REFORMATION

Ein ehrgeiziges Bauvorhaben war der im neugotischen Stil geplante Bau der Gedächtniskirche. Die Gedächtniskirche der Protestation in Speyer wurde in den Jahren 1893 bis 1904 zur Erinnerung an die im Jahre 1529 auf dem Reichstag zu Speyer erfolgte Protestation zu Speyer errichte. Mitten im „Kulturkampf“ wurde dieses Gotteshaus mit enormem Finanzaufwand errichtet – selbst der Kaiser unterstütze großzügig das Projekt.

Kaspar Grimm fand mit seinen Söhnen am Ende des 19. Jahrhunderts auf dieser Baustelle für Jahre Arbeit – fünf Generationen der Familie Grimm sollten hier in den folgenden Jahrzehnten  wirken.   

 

GRIMMS BEIM Bau des kgl. Bayrischen Gymnasiums in Speyer

Die Abbildung von 1901 zeigt Georg Grimm (2. v. lks.) mit seinem Compagnon Leonhard Fischer aus Raibach (Odenwald)  auf der Baustelle des Gymnasiums. Beide waren als Subunternehmer mit den Steinmetz- und Bildhauerarbeiten betraut. Unter den Mitarbeitern auch Bruder Peter Grimm (4. von lks.) Im Hintergrund die Häuser der Fischergasse.

Um die Jahrhundertwende entstand auch das Kgl. Bayrische Gymnasium in unmittelbarer Domnähe. 

Das Gebäude wurde als langgestreckter Sandsteinbau im Stil der Neurenaissance errichtet. Das heutige Gymnasium am Kaiserdom geht auf die im Jahr 1540 vom Rat der Stadt Speyer gegründete Lateinschule zurück.

Die reich gestaltete Eingangsseite, Rollwerkgiebel, Fensterumrandungen und friesartige Reliefs erforderten ein hohes Maß an handwerklichem Können, dass auch heute noch mit großem Respekt bewundert werden kann.

Neben der Gedächtniskirche war dieses große Bauvorhaben ein weiteres Projekt, an dem die Bildhauerfamilie Grimm beteiligt war.

Der Platz vor dem markanten Stadttor entsprach nicht mehr dem Repräsentationsbedürfnis der Bayrischen Regierung und so entstand um die Jahrhundertwende eine weitere Großbaustelle in Speyer.

Die Bayrische Regierung errichtete mit derm Kgl. Bayrischen Oberpostamt um die Jahrhundertwende einen der größten  Verwaltungsbauten in der Provinzhauptstadt Speyer und setzte somit einen markanten, städtebaulichen Mittelpunkt. Das Ziegelgebäude wurde rundum mit Sandstein verkleidet und die Fassade wurde mit neubarocken Steinmetz- und Bildhauerarbeiten repräsentativ aufgewertet. Die Hauptfassade zur Gilgenstraße wurde durch einen Mittelrisalit mit geschweiftem Balkonvorbau und üppigen Skulpturen im Giebel gegliedert.

Die GrimmS und die SPEYERER Post

Das Foto zeigt das Königl. Bayrische Oberpostamt in Speyer unmittelbar nach der Fertigstellung. Gut zu erkennen der üppige Fassadenschmuck, die markante Balkonbrüstung und die heute nicht mehr vorhandenen monumentalen Sandsteinfiguren auf dem geschweiften Giebelabschluß. Die meisten Bildhauer- und Steinmetzarbeiten wurden von Kaspar Grimm und seinem Söhnen ausgeführt.

Quelle: Herbert Dellwing: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, 1985
Fotos: Stadtarchiv Speyer

Das Historische Museum der Pfalz

Als eines der letzten großen Bauprojekte vor dem I. Weltkrieg wurde das Historische Museum der Pfalz in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom auf dem Areal einer ehemaligen Kaserne errichtet und 1910 feierlich eingeweiht.

Foto: © Archiv der Stadt Speyer, Einweihung des Historischen Museums 1910

Das Museum wurde nach Plänen des Architekten Gabriel von Seidl gebaut. Ritter von Seidl war Vertreter des Historismus sowie des bayerischen Heimatstils. Er hatte auch bei seinen Plänen für das Historische Museum der Pfalz wesentliche Architekturelemente der Burgen- und Schloßbaukunst integriert und so ein historisierendes Gesamtkunstwerk geschaffen – viel Arbeit für Steinmetze und Bildhauer. Auch die Grimms waren dabei.

Noch heute erinnert sich Hertha Kaiser, die jüngste Tochter von Georg Grimm, dass sie als Kind oft voller Stolz den Fassadenschmuck und besonders den vergoldeten Schriftzug über dem Portal betrachtete, der von ihrem Vater geschaffen wurde.

GEORG GRIMM BLIEB IN SPEYER

Vor dem I. Weltkrieg war Speyer zu einer attraktiven bayrischen Provinzstadt geworden. Ein Bauboom großen Ausmaßes prägte die Zeit um die Jahrhundertwende bis zum Beginn der Jahrhundertkatastrophe. Neben bürgerlichen Bauvorhaben dominierten große Projekte das Stadtbild.

Die Gedächtniskirche, das Oberpostamt, die Landesversicherungsanstalt, das Historische Museum, die Diakonissenanstalt, die Bürgerhäuser und Fabrikantenvillen in der Bahnhofstraße, die Josephskirche …  das Baugewerbe erlebte einen riesigen Aufschwung und die Grimms fanden hier über viele Jahre genügend Arbeit; ihre professionelle Leistung und ihr handwerkliches Können sprach sich herum. 

Georg Grimm, der zweitälteste Sohn von Kaspar Grimm, hatte Johanna Vögeli aus Speyer geheiratet und das junge Paar wohnte in der  Fischergasse, in der Nähe des Doms. 

STEINALT ….. und trotzdem jung geblieben!

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